Daten zur Häufigkeit (Prävalenz) von COVID-19 bei Kindern lagen zu Beginn der Pandemie nur begrenzt vor, da Kinder damals nur selten auf das Virus getestet wurden. Studien deuten jedoch darauf hin, dass Corona-Infektionen bei Kindern auch zu Beginn der Epidemie auftraten.
Kinder allen Alters können sich mit COVID-19 anstecken und das Virus auf andere übertragen. Die Infektion verläuft aber meist mild oder asymptomatisch. Schwere Verläufe treten selten auf.
Kinder sind weniger anfällig für COVID-19 im Vergleich zu Erwachsenen. Mögliche Gründe dafür sind eine aktivere angeborene Immunantwort, gesündere Atemwege und weniger chronische Erkrankungen als bei Erwachsenen. Zudem wurde festgestellt, dass der Zellrezeptor (ACE2), durch den das Virus in den Körper gelangt, bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen in geringerer Zahl vorhanden ist.
Einer chinesischen Studie zufolge hatten circa 94 % aller infizierten Kinder asymptomatische, leichte oder mittelschwere Verläufe. Studien aus anderen Ländern zeigten ähnliche Ergebnisse – nur ein kleiner Prozentsatz der infizierten Kindern erkrankten schwer.
Schwere Infektionsverläufe werden vor allem bei Kindern unter einem Jahr und Kindern mit Grunderkrankungen beobachtet.
Nach der deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) wird weniger als 1 von 100 Kindern mit einer COVID-19 Infektion ins Krankenhaus aufgenommen, 5 % aller im Krankenhaus behandelten Kinder mit COVID-19 benötigen eine Intensivtherapie und 3 bis 4 von 1.000 dieser stationär behandelten Kinder versterben mit oder an COVID-19. Demgemäß ist die Krankheitslast bei Kindern vergleichbar mit anderen respiratorischen Erregern wie z. B. Influenza.
An dieser Stelle fragst du dich vielleicht: Wenn Kinder eher selten einen schweren Infektionsverlauf haben, warum sollen auch sie sich an die Corona-Maßnahmen halten?
Kinder können sich auch mit COVID-19 anstecken und das Virus weiter übertragen. Aufgrund des meist asymptomatischen oder milden Verlaufs von COVID‑19 bei Kindern sowie der zumindest anfänglich selteneren Tests bei Kindern blieben die Infektionen wahrscheinlich oft unentdeckt. Da Kinder aber auch das Virus verbreiten können, sollten alltägliche Verhaltens- und Hygienemaßnahmen sollten von allen Altersgruppen beachtet und umgesetzt werden, um die allgemeinen Belastungen durch die Pandemie zu reduzieren sowie die Ausbreitung von COVID-19 erfolgreich einzudämmen.
Obwohl Kinder im Vergleich zu Erwachsenen meist nicht so schwer an COVID-19 erkranken, sind sie von den psychosozialen Auswirkungen der Pandemie am stärksten betroffen – durch Schulschließung, Quarantäne, mangelnde Teilhabe an Bildung, Kultur und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens, mangelnde Aktivität im Freien, kein oder wenig Kontakt mit Gleichaltrigen usw. All diese Faktoren können zu Monotonie, Stress, Ungeduld, Ärger und verschiedenen neuropsychiatrischen Manifestationen bei Kindern führen.
Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigte, dass fast jedes dritte Kind ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten zeigte. Im Vergleich dazu: Vor der Pandemie war nur jedes fünfte Kind psychisch belastet.
Sorgen, Ängste sowie depressive Symptome wie z. B. Schwermut, Energielosigkeit, Verlust von Freude, Hoffnungslosigkeit und Interessenverlust hatten ebenfalls zugenommen. Psychosomatische Beschwerden wie z. B. Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Niedergeschlagenheit hatten sich fast verdoppelt. Zudem hatte sich auch das Gesundheitsverhalten der Kinder und Jugendlichen verschlechtert. Sie ernährten sich ungesünder und waren nicht oder weniger körperlich aktiv.
Wissenschaftler*innen und Expert*innen für psychische Gesundheit haben eine Webseite mit Tipps in Form von kurzen Videos erstellt, um die Eltern in dieser anspruchsvollen und herausfordernden Zeit zu unterstützten.
Literatur:
Choi SH, Kim HW, Kang JM, Kim DH, Cho EY. Epidemiology and clinical features of coronavirus disease 2019 in children. Clin Exp Pediatr. 2020 Apr;63(4):125-132.
Tezer H, Bedir Demirdağ T. Novel coronavirus disease (COVID-19) in children. Turk J Med Sci. 2020 Apr 21;50(SI-1):592-603.
Ghosh R, Dubey MJ, Chatterjee S, Dubey S. Impact of COVID -19 on children: special focus on the psychosocial aspect. Minerva Pediatr. 2020 Jun;72(3):226-235.
Dawood FS, Porucznik CA, Veguilla V, et al. Incidence Rates, Household Infection Risk, and Clinical Characteristics of SARS-CoV-2 Infection Among Children and Adults in Utah and New York City, New York. JAMA Pediatr. Published online October 08, 2021. doi:10.1001/jamapediatrics.2021.4217
DGKH – DGPI Update „Infektionsschutz in Kitas und Schulen“ – 13. September 2021.
COPSY-Studie: 2021. Bunyavanich S, Do A, Vicencio A. Nasal Gene Expression of Angiotensin-Converting Enzyme 2 in Children and Adults. JAMA. 2020;323(23):2427–2429.
Comments