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Inwiefern sind Impfstoffe sinnvoll, wenn der Erreger mutieren kann?


Eine der Maßnahmen, um die Covid-19 Pandemie einzudämmen und aufzuhalten, sind die Impfungen. Eine Immunisierung mit einem Impfstoff verspricht jedoch keine zu 100 % wirksame Sicherheit, um sich nicht mit dem Virus anzustecken – das Risiko einer Ansteckung und schwere Verläufe können mit einer Impfung reduziert werden.


Denn auch Viren haben die Fähigkeit, zu mutieren. Um sich zu vermehren, bringen Viren ihre Erbinformationen in einen Wirt ein (z. B. der Mensch). Dabei reproduzieren sich die Viren, und es entstehen kleine Kopierfehler, die das genetische Material des Virus verändern. Dies wird als Mutation bezeichnet. So als würde man ein Buch immer und immer wieder abschreiben – irgendwann verschreibt sich jeder einmal.

Manche Mutationen sind so gering, dass keine wesentlichen Veränderungen des Virus als gesamtes entstehen. In anderen Fällen führt dies jedoch dazu, dass sich z. B. Oberflächen-Proteine (Spike-Proteine) verändern, die wichtig für die Erkennung des Immunsystems gegen das Virus sind. Durch die Spike-Proteine gelangt das Virus in die Zelle. Man kann sich dies so vorstellen, als würde man ein Türschloss wechseln (die Antigene des Virus), sodass der passende Schlüssel (Aufgebaute Immunisierung durch Impfung oder vergangene Infektion) nicht mehr passt.


Im Zuge dessen stellt sich vielleicht für viele Menschen nun die Frage: Inwiefern sind Impfstoffe sinnvoll, wenn der Erreger mutieren kann?


Um dies zu beantworten, schauen wir einen Blick in die Vergangenheit.


Das Pocken-Virus ist eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die sich bereits im Altertum und Mittelalter weltweit verbreitete. Sie zählt zu den gefährlichsten Erkrankungen der Menschen und ist hoch ansteckend. Noch bis in die 1950er und 1960er Jahren gab es Pockenepidemien in Europa. 1967 wurde dann die Pockenimpfung auf Anordnung der WHO zu einer weltweiten Pflicht, was schließlich zu einer Ausrottung des Virus im Jahr 1980 führte.

Die generelle Mutation von Viren ist normal und ist ein Bestandteil der Evolution. Ob und wie die Viren mutieren, lässt sich nicht voraussagen und hängt von den Eigenschaften des Virus ab.

Manche Viren, wie das Pocken-Virus, konnten durch eine Impfung ausgerottet werden, bevor es auf natürlicherweise zu einer für den Menschen gefährlichen Mutation kam.


Dennoch gibt es auch Beispiele, bei denen Viren eine Resistenz gegen einen Impfstoff entwickelt haben. Dies sieht man an der Saisonalen Grippe. Hier bedarf es jedes Jahr an einem neu entwickelten Impfstoff, da diese sehr schnell mutieren. Vorteil bei der saisonalen Grippe ist jedoch, dass das Virus zu einem großen Teil bekannt ist, sodass die Mutationen nur kleine Veränderungen bei der Herstellung des Impfstoffs herbeiführen. Dennoch muss der neu hergestellte Impfstoff zunächst getestet und zugelassen werden, was seine Zeit braucht.


Im spezifischen Fall von Covid-19, tauchten Anfang 2021 verschiedene Mutationen auf, wie zum Beispiel die Virusvarianten Alpha und Beta, entdeckt in Großbritannien und Südafrika. Später, im November 2021, wurde die Omikron-Variante in Südafrika erstmal entdeckt. Diese wurde von der WHO als besorgniserregende Variante (englisch: Variant of Concern) eingestuft, vor allem, da sie eine höhere Wachstumsrate und wahrscheinlich eine höhere Übertragbarkeit gegenüber der momentan dominierenden Variante Delta aufwies. Nach aktuellen Erkenntnissen ist Omikron zu einer „Immunflucht“ (englisch: immune escape) imstande. Dies bedeutet, dass aufgrund der neuen Mutation des Virus, das körpereigene Immunsystem das Virus nicht mehr „erkennt“.


Zum derzeitigen Wissensstand schützen alle Impfstoffe, die in Deutschland zur Verfügung stehen, vor Erkrankungen durch die Virusvarianten Alpha, Beta, Gamma und Delta. Durch erste Studien konnte gezeigt werden, dass der Schutz mit einem Vektor- oder mRNA-Impfstoff bei einer Infektion mit der Virusvariante Delta und einer notwendigen Behandlung im Krankenhaus bei 90 % liegt.


Dies wird damit begründet, dass bei einer Virusmutation nicht unbedingt alle Oberflächen-Spike-Proteine mutiert sein müssen und die für den Immunschutz relevanten Erkennungsstellen nicht davon betroffen sind. Des Weiteren wird die durch die Impfung eine komplexe Immunantwort ausgerufen, die den Körper bei der generellen Infektion mit dem Virus unterstützt.


Für die Omikron-Variante wurde in diversen Berichten und frühen Studien von einer wahrscheinlich geringeren Impfstoffeffektivität berichtet. Diese Ergebnisse sind jedoch als vorläufig zu sehen. Am 17. Dezember 2021 erklärte die WHO, dass trotz einer Unsicherheit davon auszugehen sei, dass die derzeit verfügbaren Impfstoffe auch einen gewissen Schutz gegen die Omikron-Variante aufweist, vor allem gegen schwere Verläufe und Todesfälle.



Literatur




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