Krankheiten können auf unterschiedliche Art und Weise übertragen werden. Von einer Übertragung spricht man, wenn ein Krankheitserreger von einem bereits infizierten Wirt auf einen neuen Wirt übertragen wird. Der Begriff „Wirt“ bezieht sich dabei auf jegliche Lebewesen, es kann sich dabei also sowohl um einen Menschen als auch um ein Tier handeln.
Man unterscheidet allgemein zwischen dem direkten und dem indirekten Übertragungsweg.
Bei der direkten Übertragung wird der Erreger auf direktem Wege von Person A auf Person B übertragen. In erster Linie handelt es sich dabei um die Tröpfcheninfektion, bei der beim Husten, Niesen oder Sprechen kleine Tröpfchen vom Infizierten auf den neuen Wirt übertragen werden. Einen weiteren – und sehr wichtigen - direkten Übertragungsweg stellt die Kontakt- bzw. Schmierinfektion dar. Dies ist die Übertragung von Krankheitserregern durch den direkten Körperkontakt, wie beispielsweise beim Händedruck zur Begrüßung oder im Rahmen der Patientenpflege im Krankenhaus. Um der direkten Übertragung entgegenzuwirken, werden Händehygienemaßnahmen und auch das Niesen und Husten in die Ellenbeuge empfohlen.
Bei der indirekten Übertragung ist ein Vektor zwischengeschaltet. Das bedeutet, dass die Krankheitserreger mittels eines Vektors vom infizierten Menschen zum neuen Wirt gelangen. Dabei kann es sich um kleine Luftpartikel handeln, die vom Wirt eingeatmet werden (aerogene Übertragung).
Weiterhin gibt es noch die indirekte Kontaktübertragung (fäkal-orale Übertragung). Im Gegensatz zur direkten Kontaktübertragung werden die Infektionserreger über unbelebte Oberflächen (durch z. B. Anfassen von Türgriffen) auf den neuen Wirt übertragen. Oberflächen stellen dabei den Vektor dar. Durch das Anfassen der kontaminierten Oberflächen werden die Hände ebenfalls kontaminiert und können durch das anschließende Anfassen der eigenen Schleimhäute (wie Mund und Auge) zu einer Infektion führen.
Auch Lebensmittel können als Vektor fungieren, da sich insbesondere Bakterien auf tierischen Produkten sehr wohlfühlen. Darüber hinaus kann auch Wasser Krankheitserreger transportieren und zu Infektionen beim Menschen führen, wenn dieses beispielsweise oral aufgenommen wird oder durch Vernebelung inhaliert wird.
Im Falle von SARS-CoV-2 ist der Hauptübertragungsweg die respiratorische Aufnahme virushaltiger Partikel, die beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen entstehen. Abhängig von der Größe der Partikel kann es sich um eine direkte Tröpfchenübertragung oder einer aerogenen Übertragung durch kleine Partikel handeln, die auch über längere Zeit in der Luft schweben können, bis sie inhalativ zu einer potenziellen Infektion führen können. Dies ist bei Partikeln, die kleiner als 0,5 Mikrometer sind, der Fall.
Weitere Beispiele:
Vorwiegend aerogen bzw. über Tröpfchen: Influenzaviren, Masernviren, Tuberkulose, SARS
Vorwiegend über Kontakt bzw. fäkal-oral: MRSA, Noroviren, Adenoviren
Vorwiegend über kontaminiertes Wasser: Legionellen
Vorwiegend über Lebensmittel: Lebensmittelvergiftungen durch Salmonellen, Shigellen
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es viele Unterschiede hinsichtlich der Übertragbarkeit und Ansteckbarkeit gibt, je nachdem welche Erreger einer Krankheit zugrunde liegen.
Literatur
Suerbaum S, Hahn H, Burchard G-D, Kaufmann SHE, Schulz TF. Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 7th ed. 2012 ed. Berlin, Heidelberg2012.
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Robert Koch Institut. Informationen zu ausgewählten Erregern [Website]. Letzte Aktualisierung: 05.10.2015. Zugriff am: 02.12.2020. URL: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaushygiene/Erreger_ausgewaehlt/erreger_ausgewaehlt_node.html;jsessionid=445C0CECEACD72128E98A56AB0A6A3CF.internet121#Start2015.
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