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AutorenbildKai Günther

Hätte man die aktuelle Covid-19 Pandemie vorhersagen können?

Mit den schon existierenden Studien, hätten die Epidemiologen die aktuelle Pandemie vorhersagen können?


Prinzipiell lassen sich Pandemien wie die SARS-CoV-2-Pandemie nicht vorhersagen. Grundsätzlich eignen sich bestimmte Erreger aufgrund ihrer Eigenschaften bezüglich der Übertragbarkeit und Letalität besser als andere. Ob oder wann solch ein Erreger zu einer Pandemie wird, lässt ich jedoch nicht vorhersagen. Bereits 2007 vermuteten die Wissenschaftler Taubenberger, Morens und Fauci, dass ein Influenzavirus der Auslöser der nächsten Pandemie sein könnte. Wann, wo und wie eine mögliche Pandemie dieser Virusart ausbrechen würde, konnten sie aber nicht vorhersehen. Für Vorhersagen dieser Art fehlt noch viel Wissen über Mutationsprozesse von Viren und die genauen Übertragungsmechanismen vom Tier auf den Menschen (Taubenberger JK, 2007).


Im Folgenden möchte ich durch einen Vergleich mit der Ebola-Epidemie, die eben nicht zu einer Pandemie wurde, darstellen auf welche Faktoren es ankommt. Im Jahr 2015 hielt Bill Gates einen Vortrag über die möglichen Folgen einer Pandemie und skizzierte die wichtigsten Eigenschaften eines potenziell pandemischen Virus. Anhand der Ebola-Epidemie verdeutlichte Gates wie diese unterschiedlichen Ausprägungen des Erregers seine Verbreitung beeinflussen. Das Ebolavirus wird, anders als das Coronavirus, nur durch direkten, engen Kontakt mit einer infizierten Person weitergegeben. Das Coronavirus hingegen verbreitet sich hauptsächlich über Tröpfchen und Aerosole. Mögliche Kontaktpunkte mit dem SARS-CoV2-Virus sind daher schwerer zu identifizieren, vermeiden und nachzuvollziehen (Gates, 2015; World Health Organization, 2020).


Auf ähnliche Weise spielt auch die Infektiosität der Infizierten eine wichtige Rolle, also der Zeitraum, in dem infizierte Personen andere Kontaktpersonen anstecken können. Während dieser Zeitraum beim Ebolavirus mit schwerwiegenden Symptomen wie Schmerzen, inneren und äußeren Blutungen, sowie Atemnot einher ging, sind mit dem Coronavirus infizierte Personen bereits eine Woche vor Symptombeginn infektiös. Im Fall von Ebola resultiert dies darin, dass die infektiösen Personen aufgrund ihrer Symptome zu Hause oder im Krankenhaus isoliert waren, da Symptome und Infektiosität zum fast gleichen Zeitpunkt auftraten. Dadurch verringert sich der Kontakt mit anderen Menschen und die Möglichkeiten zur Übertragung des Virus. Mit SARS-CoV-2 infizierte Personen zeigen jedoch häufig keine oder nur schwache Symptome, obwohl sie schon infektiös sind. Somit gehen viele Infizierte unwissend ein Ansteckungsrisiko bezüglich ihrer Kontakte ein. Es entstehen mehr Möglichkeiten zur Übertragung des Virus auf andere Personen (Gates, 2015; World Health Organization, 2020).


Schließlich ist die Letalität zu beachten. Ein Erreger, der seinen Wirt zu schnell tötet, vermindert seine eigenen Möglichkeiten zur Verbreitung. Der Zeitraum, in dem weitere Menschen durch eine infizierte Person angesteckt werden können ist kürzer und die infektiösen Personen versterben, ohne den Erreger weitergegeben zu haben.

Auch der Ort der Erstübertragung auf einen Menschen ist von Bedeutung. Häufig werden diese Viren von Tieren auf den Menschen übertragen. Im Fall des Ebolavirus geschah dies in spärlich besiedelten Gebieten Afrikas. Der Ursprung der SARS-CoV-2-Pandemie hingegen lässt sich auf die Großstadt Wuhan mit mehr als 11 Millionen Einwohnern zurückverfolgen. Damit boten sich dem Coronavirus schon zu Beginn deutlich mehr Möglichkeiten, um sich zu verbreiten (Gates, 2015).


Die Übertragung eines Erregers von einem Tier auf einen Menschen kann grundsätzlich überall erfolgen, wo ein enger Kontakt mit wilden Tieren besteht. Dieser Kontakt kann durch die Einnahme des natürlichen Lebensraumes der Tiere entstehen. Besonders im asiatischen Raum bieten Wildtiermärkte die Möglichkeit für Erreger vom Tier auf den Menschen zu springen. Häufig kommen noch limitierte sanitäre Möglichkeiten und schlechte Hygieneverhältnisse hinzu. Die Kombination dieser Umstände macht, auf langfristige Sicht, eine Übertragung vom Tier auf den Menschen recht wahrscheinlich (Dicks, 2003).


Neben der Reduzierung von menschlichen Kontakten mit wilden Tieren gilt es vor allem Vorbereitungen auf eine mögliche Pandemie zu treffen. Wie viele Regierungen während der Corona-Pandemie feststellen mussten, geschah dies häufig nicht ausreichend. Einiger Warnungen aus der Wissenschaft zum Trotz waren weder materielle noch konzeptuelle Vorbereitungen getroffen worden. Besonders bei der Beobachtung von Gesundheitsdaten, Impfstoff-Designs, diagnostischen Verfahren und antiviralen Medikamenten würde eine Investition sogar zweifach helfen. Zum einen hilft Forschung in diesen Gebieten sofort bei der Bekämpfung der endemischen Influenza, beziehungsweise nun auch SARS-CoV-2. Zum anderen kann dadurch die Ausgangslage vor der nächsten Pandemie verbessert werden. So können Impfstoffe, Medikamente und diagnostische Tests schneller entwickelt werden (Taubenberger JK, 2007).

Eine spezifische Pandemie ist also unmöglich vorherzusehen.

Zwar wissen wir bereits einige der Umstände, welche die Entstehung einer Pandemie begünstigen, eine genaue Vorhersage ist jedoch nicht möglich. Daher ist es umso wichtiger sich bestmöglich auf eine solche Notlage vorzubereiten. Es gilt mehr in die Forschung und auch die Gesundheitssysteme zu investieren, so dass im Falle einer erneuten Pandemie schnell und adäquat gehandelt werden kann (Gates, 2015; Taubenberger JK, 2007).





Literatur


Dicks, L. (2003). Viral diseases from wildlife in China. Could SARS happen again?


Gates, B. (Writer). (2015). The next outbreak? We're not ready. In. Canada: TedTalks.

Taubenberger JK, M. D., Fauci AS. (2007). The Next Influenza Pandemic: Can It Be Predicted? JAMA, 18(297), 2025-2027.


World Health Organization. (2020). Transmission of SARS-CoV-2: implications for infection prevention precautions. Retrieved from https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/transmission-of-sars-cov-2-implications-for-infection-prevention-precautions


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