Das Robert-Koch-Institut (RKI) definiert Inkubation als “»Ausbrütung«, Prozess des noch unbemerkten Wirkens eines Infektionserregers in einem zuvor infizierten Organismus, die betreffenden Personen sind »inkubiert«“. Die Inkubationszeit ist demnach der Zeitabschnitt zwischen der Aufnahme eines Erregers und dem Auftreten der ersten klinischen Symptome der Erkrankung bzw. dem Beginn der Erkrankung (auch bei symptomfreiem Verlauf einer Krankheit).
Da die meisten Infektionen direkt nach einer Exposition (zu gut deutsch: der Begegnung mit dem Gefahrenherd, hier: der Kontakt mit dem Krankheitserreger) passieren, folgt die Inkubationszeit direkt nach der Exposition, also von dem Beginn der Infektion bis zum Beginn der Erkrankung. Wenn die Infektion jedoch nicht zum Ausbruch einer Erkrankung führt, gibt es auch keine Inkubationszeit. Dies ist zum Beispiel bei einer Infektion mit dem HI-Virus möglich . Man kann mit dem Virus infiziert sein, jedoch muss nicht zwangsläufig ein Ausbruch der AIDS-Krankheit folgen. Auch sagt die Inkubationszeit nichts über die Infektiosität aus, d. h. wie ansteckend eine Infektion oder Erkrankung ist.
Die Induktionszeit spielt nicht nur bei Infektionskrankheiten eine Rolle, sondern auch bei allen anderen Erkrankungen. Die Induktionszeit ist der Zeitraum zwischen der ersten Exposition und dem Beginn der Erkrankung.
Das Entstehen von vielen Erkrankungen erstreckt sich in den meisten Fällen über mehrere Jahre, wobei mehrere Risikofaktoren zusammenspielen. Nehmen wir ein Beispiel: beim Lungenkrebs dauert die Induktionszeit vom Beginn des ersten Zuges an einer Zigarette bis zum Auftreten erster Symptome lange, allerdings können natürlich auch andere Risikofaktoren ursprünglich für den Lungenkrebs sein – das weiß man im Einzelfall nicht so genau. Bei vielen Erkrankungen spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, sodass mitunter die Induktionszeit bereits bei der Empfängnis im Mutterleib beginnt. In den meisten wissenschaftlichen Fragestellungen werden jedoch nur spezifische Risikofaktoren in diesen Analysen beachtet (Rothman, 1981).
Die Induktionszeit und Inkubationszeit lassen sich also dahingehend abgrenzen, dass sich die Inkubationszeit auf eine durch einen Erreger ausgelöste Infektionskrankheit bezieht, während die Induktionszeit auch die generelle Entstehung von nicht infektiösen Krankheiten beschreibt. Beide Perioden beschreiben den Zeitraum zwischen dem Auslösen der Krankheit und dem Erkennen anhand krankheitsspezifischer Symptome.
Literatur
Kiehl, W. (2015). Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie: Fachwörter - Definitionen -Interpretationen. In. Retrieved from https://www.rki.de/DE/Content/Service/Publikationen/Fachwoerterbuch_Infektionsschutz.pdf?__blob=publicationFile
Rothman, K. J. (1981). Induction and latent periods. American Jpurnal of Epidemiology, 114, 253-259.
Rothman, K. J., Greenland, S., & Lash, T. L. (2008). Modern Epidemiology Third Edition. 530 Walnut street, Philadelphia, PA, USA: Lippincott Williams & Wilkins.
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