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Konzentriert sich die Epidemiologie darauf, Ausbrüche oder Epidemien präventativ zu unterbinden?

Oder wird die Verbreitung erst bekämpft wenn die Epidemie schon da ist?


Die Epidemiologie beschäftigt sich sowohl mit der Prävention als auch mit der Bekämpfung und Eindämmung von bereits aufgetretenen Krankheiten.

Die Rolle der Epidemiologie in der Prävention von Krankheiten anhand von Beispielen


Epidemiologische Studien untersuchen unter anderem auch die Rolle von verschiedenen Faktoren beim Auftreten von Krankheiten. Faktoren, die ein Risiko für die Entstehung einer Krankheit darstellen, werden Risikofaktoren genannt.


Ein Beispiel dafür ist das Rauchen als Risikofaktor für Lungenkrebs. Epidemiologische Studien haben herausgefunden, dass Raucher ein erhöhtes Risiko besitzen, um an Lungenkrebs zu erkranken im Vergleich zu Nichtraucher. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Raucher automatisch an Lungenkrebs erkranken, oder, wenn sie doch an Lungenkrebs erkranken, die Ursache dafür unbedingt das Rauchen ist. Nicht alle Personen, die einem Risikofaktor ausgesetzt sind, entwickeln eine Erkrankung. Personen können auch ohne bekannte Risikofaktoren erkranken. Tabakkonsum ist in den meisten Fällen jedoch das Hauptrisiko für Lungenkrebs.

Bei neun von zehn Männern und bei sechs von zehn Frauen führt das Rauchen von Tabak zu Krebs. Die Identifizierung von Risikofaktoren trägt für ein besseres Verständnis des Krankheitsmechanismus und somit für deren Vorbeugung bei.


Die Epidemiologie spielt auch in mehreren Phasen der Immunisierungsprogramme eine wichtige Rolle. Nach der Erzeugung eines Impfstoffes muss dieser präklinische und klinische Studien durchlaufen, damit er auf dem Markt zugelassen werden kann. Klinische Epidemiologische Studien (Phase I bis IV) überprüfen dabei die Dosis, die Sicherheit, die Wirksamkeit und Nebenwirkungen eines Impfstoffes. Nach der Marktzulassung folgen weitere epidemiologische Studien mit dem Ziel, die Wirksamkeit, die Nebenwirkungen und den Erfolg des zugelassenen Impfstoffs auf dem Markt zu evaluieren. Studien zur Untersuchung von Ausbrüchen bei nicht geimpften Populationen sind z.B. besonders wichtig für die Bewertung der Wirksamkeit der Impfung. Epidemiologische Studien haben zusätzlich zum Ziel die Inzidenz der Krankheiten systematisch zu evaluieren. Des Weiteren werden epidemiologische Studien auch eingesetzt, um festzustellen, ob die verbreitete Verwendung von Impfstoffen zur Unterdrückung von Krankheiten bei fortgesetzter Zirkulation des Erregers oder zum vollständigen Verschwinden des infektiösen Erregers führen.


Die Rolle der Epidemiologie in der Bekämpfung von Krankheiten anhand von Beispielen


Die Identifizierung von Risikofaktoren (z. B. durch Fall-Kohortenstudien) ist der erste Schritt zur Bekämpfung von Ausbrüchen und Epidemien. Zum Beispiel, wenn durch epidemiologische Studien festgestellt wurde, dass ein bestimmtes Lebensmittel mit Salmonellen-Fällen assoziiert ist, könnten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die Weiterverbreitung der Kontamination zu verhindern. Ein Rückruf des infektiösen Lebensmittels vom Markt oder eine Schließung des Restaurants, wovon die Fälle stammen, könnte die Ausbreitung der Erkrankung hemmen.


Ein sehr aktuelles Beispiel ist die Pandemie von SARS-CoV-2. Epidemiologische Kennzahlen dienen als Grundlage für die Einarbeitung von angemessenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. In vielen Ländern wurden Beschränkungen eingeführt, wie z. B. das Tragen vom Mund-Nasen-Schutz, Abstands- und Hygieneregeln, Beschränkungen der sozialen Kontakte, Schließung von Restaurants, Universitäten, Schulen, Untersagung von Veranstaltungen etc. mit dem Ziel, Neuinfektionen vorzubeugen.



Literatur



Bartlett, P. C., & Judge, L. J. (1997). The role of epidemiology in public health. Rev Sci Tech, 16(2), 331-336. doi:10.20506/rst.16.2.1020


Hurrelmann, K. (1999). Gesundheitswissenschaften (1 ed.): Springer-Verlag Berlin Heidelberg


Straif-Bourgeois, S., Ratard, R., & Kretzschmar, M. (2014). Infectious Disease Epidemiology. In W. Ahrens & I. Pigeot (Eds.), Handbook of Epidemiology (pp. 2041-2119). New York, NY: Springer New York.

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