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Wie funktioniert die Datenerhebung?

Wie werden Personen für Studien rekrutiert? Werden Leute angerufen?



Die Datenerhebung in der Epidemiologie ist sehr vielfältig. Sie hängt von der Forschungsfrage und dem Design der Studie ab.


Zunächst ist zwischen zwei Datenquellen zu unterscheiden: Primär- und Sekundärdaten, wobei beide sowohl Vorteile als auch Nachteile haben.


Primärdaten werden vom Forscher direkt mit dem Ziel zur Beantwortung der Forschungsfrage gesammelt. Diese Daten können durch (Telefon-)Interviews, Fragebögen, Beobachtungen etc. erhoben werden. Primärdaten sind zu bevorzugen, da diese eigens für die Forschungsfrage erhoben werden. Sie eignen sich besser für die Ziele der Studie und sind mit weniger Messfehler verbunden. Jedoch kann die primäre Datenerhebung sehr zeit- und kostenaufwändig sein. Ist eine primäre Datenerhebung nicht möglich, muss auf Daten von bereits durchgeführten Studien zurück gegriffen werden. Solche Daten bezeichnet man als Sekundärdaten. Sekundärdaten sind von anderen Forschern erhoben worden und häufig mit einer anderen Forschungsfrage verbunden. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung, Surveillancedaten, Registerdaten, amtliche Statistiken, Daten von Sozialversicherungsträger und viele mehr. Sekundärdaten sind meistens schnell verfügbar und kostengünstig. Da diese Daten nicht zum Zweck der eigenen Forschungsfrage erhoben wurden, kann es sein, dass sie diese nicht vollständig oder ausführlich genug beantworten können. Sekundärdaten können auch an mangelnder Aktualität und Objektivität leiden. Daher sollten Sekundärdaten stets auf ihre Qualität überprüft werden, bevor sie für die eigene Studie verwendet werden.

Primärdaten werden von Forschern direkt für die eigene Forschungsfrage erhoben; Sekundärdaten von bereits durchgeführten Studien können von anderen Forschern wieder verwendet werden.

Die primäre Datenerhebung von Studien erfolgt durch die Rekrutierung von Studienteilnehmern. Dabei kommen verschiedene Strategien zum Einsatz. Einladungen können via E-mail, per Post oder per Telefon erfolgen. Die Kontaktinformationen können aus passenden Registern und Einwohnermeldeämtern stammen. Telefonnummer können beispielweise durch einen Random Number Generator (Zufalls-Nummern-Generator) generiert werden. Durch Kooperationspartner/Organisationen/Vermittlungsstellen können zielgerichtet Studienteilnehmer gewonnen werden. Aber auch Werbung ist eine mögliche Rekrutierungsstrategie. Vielleicht habt ihr auch schon mal eine Werbung für eine klinische Studie gesehen. Für manche Studien werden Vergütungen (Incentives) angeboten, um die Teilnahmequote zu erhöhen.


Des Weiteren können Daten nach Qualitativ und Quantitativ unterteilt werden.


Qualitative Daten beziehen sich auf Aussagen oder Interviews, während quantitative Daten Häufigkeiten beschreiben. In der Epidemiologie werden quantitative Daten erhoben und analysiert (epidemiologische Kennzahlen werden berechnet).


In Bezug auf die Zeit der Datenerhebung lässt sich zwischen prospektiver und retrospektiver Datenerhebung unterscheiden. Bei prospektiven Studien (z. B. randomsierte Kontroll-Studien (RCT), Kohortenstudien) tritt das Ereignis von Interesse (z. B. die Erkrankung) i. d. R. erst nach dem Studienbeginn auf. Bei retrospektiven Studien hingegen (z. B. Fall-Kontroll-Studien) untersucht man bereits eingetretene Ereignisse und erforscht rückblickend (retrospektiv) mögliche Einflussfaktoren für diese Ereignisse. Prospektive Studien sind vorteilhafter als retrospektive Studien aufgrund der höheren Datenqualität und somit höheren Aussagekraft der Ergebnisse. Prospektive Studien sind leider nicht immer geeignet. Bei der Erforschung von seltenen Erkrankungen beispielweise wären Zeit- und Kostenaufwand zu hoch.




Literatur


Medistat (2020): Klassische Studien. Medistat GmbH. URL: https://www.medistat.de/glossar/klinische-studien




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